In einer demokratischen Welt wird Veränderung angestoßen von denen, die mutig voranschreiten. Jede Zeitenwende hat dabei ihre Gewinner und Verlierer, und besonders die Vorreiter stoßen auf Widerstand. Ob wir als ökologisch orientierte Kommunikationsagentur uns tatsächlich zu den Vorreitern eines Paradigmenwechsels in Sachen Klimaschutz zählen können, überlassen wir lieber anderen zur Beurteilung.
Ein treuer Kunde, der unsere Entwicklung von Anfang an verfolgt, hat uns vor kurzem zumindest zugestanden, dass wir ein zum Nummer-eins-Thema gewordenes Feld schon sehr früh belegt haben. Das ist richtig und auch gut so, dass uns das heute zum Vorteil ausgelegt wird.
Für uns als Team sollte sich daraus jedoch die Frage entwickeln, wie wir auch heute wieder zu Vorreitern werden können. Denn wenn uns das allgemeine Bewusstsein zumindest so weit eingeholt hat, dass wir für einen gedanklichen Vorsprung von etwa sechs Jahren gelobt werden, dann lässt sich daraus auch der Umkehrschluss ziehen: Die Positionen, für die wir zu Gründungszeiten von vielen noch belächelt wurden, sind heute weitestgehend Mainstream. Und damit keine Provokation mehr. Doch die braucht es, um den nächsten großen Schritt zu gehen. Denn uns läuft die Zeit davon – und es gibt immer noch zu viele, denen selbst unser heutiges Tempo als zu schnell erscheint.
Vor wenigen Wochen lese ich zum Beispiel, dass der Bundesverband mittelständischer Wirtschaft (BVMW) sich in einem offenen Brief an Wirtschaftsminister Altmaier wendet mit dem Appell, die Bundesregierung möge sich bitte dem Paket “Fit for 55” der EU-Kommission entgegenstellen. Gemeint sind die Maßnahmen, mit denen die Wirtschaft durch Zölle, Steuern und Zielvorgaben auf einen für 2030 um 55 % reduzierten CO2-Ausstoß im Vergleich zu 1990 vorbereitet werden soll. Der Wirtschaftsverband äußert sich mit großer Sorge über die damit verbundenen steigenden Energiepreise und malt das Szenario eines Niedergangs ganzer Industriezweige. Hier setzt ein Wirtschaftsverband seine Macht ein, um den nötigen Wandel zu verlangsamen oder gar zu unterdrücken. Die Macht der Alten Welt bäumt sich gerade noch einmal auf, indem sie die bewährte Erzählung einer erfolgreichen Zukunft weiter in Händen halten möchte.
Und genau an diesem Punkt sieht die Agentur Lindenfeld ihre Chance, gedanklich wieder einen Schritt weiter zu sein. Wichtiger noch: diesem Gedanken ein möglichst großes Publikum zu verleihen. Denn was wir beiden, dem BVMW und Peter Altmaier, zurufen möchten, entspringt einer so klaren Logik, die wir wieder sechs Jahre später auch in Wirtschaftskreisen hoffentlich nicht mehr werden diskutieren müssen: Mit welchen Kosten für alles andere (und wir meinen wirklich ALLES andere) müssen wir denn rechnen, wenn wir die für die nächsten 10 Jahre gesteckten Klimaziele nicht erreichen? Wie wahrscheinlich wird der Niedergang ganzer Industriezweige dann? Der Preis des alten Normal übersteigt längst den Preis der Veränderung. Es wird Zeit, dass die Indikatoren, die diese Preise abbilden, Grundlage des politischen Handelns werden. Dann können und müssen auch Institutionen wie der BVMW sich ernsthaft verändern.
Klar ist: Ein zweiter offener Brief an Peter Altmaier mit dem Absender “LINDENFELD – Agentur für Kommunikation” hätte kaum größere Resonanz als der hier zitierte erste. Selbst dieser hat es nicht über eine kleine Randnotiz im Wirtschaftsteil der Frankfurter Rundschau hinausgeschafft, obwohl der unterzeichnende Verband zu den größten in Deutschland zählt. Klar ist auch: Die Neugründung einer weiteren Initiative zum Klimaschutz bindet Zeit und splittet Ressourcen. Deshalb wird es unser Weg als Agentur sein, uns einer bestehenden Bewegung anzuschließen, die unsere Haltung besser vertritt als ein immer noch bremsender Bundesverband. Denn noch klarer ist: Unser Bedürfnis, hier nicht nur klar Stellung zu beziehen, sondern Dinge in Bewegung zu bringen, ist groß. Die Zeit der schönen Worte ist vorbei, nun muss es neue Taten geben.
Experte für digitale und nachhaltige Transformation in Gesellschaft und Wirtschaft und Freier Mitarbeiter im Team Lindenfeld
Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern auf dieser Webseite lediglich die weibliche Form verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat allein redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.