Nachhaltig konsumieren in der Weihnachtszeit

Endlich ist es wieder soweit: Noch dreimal schlafen, dann ist Weihnachten und Sie haben noch immer nicht alle Geschenke beisammen? Ich habs letzte Woche – kurz vor knapp – immerhin geschafft, Weihnachtspost zu versenden, denn gekaufte Geschenke werde ich in diesem Jahr keine machen. Mein ganz persönliches Nicht-konsumieren-sondern-Zeit-investieren-Experiment. Ich bin gespannt, wie sich das anfühlt. Und was mich zu diesem Entschluss bewogen hat, hängt nicht nur mit dem Ursprung des Schenkens zur Weihnachtszeit zusammen, sondern ist aus vielen Gesprächen im Team über mögliche Strategien einer nachhaltigeren Lebensweise gewachsen. Als Teil einer Marketingagentur, die sich Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben hat, sehe ich mich ganz persönlich in der Verantwortung, auch im Kleinen meinen Beitrag zu leisten. Vielleicht gibt Ihnen dieser Artikel auch ein paar Impulse für alle Weihnachtsfeste, die noch vor uns liegen.

Die Modebranche verursacht Schätzungen zufolge allein 10 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Das ist mehr CO2, als die internationale Luftfahrt und Seeschifffahrt zusammen hervorbringen. Höchste Zeit, etwas daran zu verändern.

Herkunft des Schenkens zur Weihnachtszeit

Es mag vielleicht erstaunen, aber das Schenken zu Weihnachten hat noch keine lange Tradition. In katholischen Gegenden wurde oft noch bis um 1900 zu Weihnachten zwar gefeiert, aber nicht geschenkt. Bei den Katholiken wurde damals – wie heute immer noch in den Niederlanden – am Nikolausabend beschert. Erst der Reformator Martin Luther hat das Schenken zu Weihnachten eingeführt. Der Schenktermin wurde vom Nikolaustag auf Heiligabend verlegt, und von da an beschenkte nun das „Christkind“  in protestantischen Gegenden die gesamte Familie. Später betrat eine dritte Figur die Bühne der Schenkenden: der Weihnachtsmann. Dieser wiederum ist eine optische Verschmelzung aus Nikolaus und seinen Helfern. Die Niederländerinnen brachten ihn als Sinterklaas nach Amerika, genauer gesagt nach New Amsterdam, das heutige New York. Von dort aus wurde er zu Santa Claus und eroberte die halbe Welt. Und so schön der Glaube an den netten Weihnachtsmann auch sein mag, letztendlich sind wir es, die Weihnachtsgeschenke kaufen und unter dem Baum platzieren. Und wenn wir schon neu kaufen, dann bitte nachhaltig. Denn nachhaltig schenken macht noch mehr Spaß.

Top 5 Weihnachtsgeschenke 2021

Laut Statista fährt der deutsche Einzelhandel im Jahr 2021 circa 111,7 Mrd. € Umsatz [1] allein für das Weihnachtsgeschäft ein. Das sind 18,9 % des gesamten Jahresumsatzes im Einzelhandel in Deutschland. Und unter den Top 5 der Weihnachtsgeschenke landen Gutscheine und Geldgeschenke mit 47 %, Lebensmittel und Süßwaren (43 %), Platz drei belegen Spielwaren mit 40 %, es folgen gedruckte Bücher mit 39 % und Kleidung (37 %) [2].

Da können Sie sich ja schon ungefähr vorstellen, was Sie in diesem Jahr erwartet. 😀

Die Zahlen zeigen es: Zur Weihnachtszeit wird besonders gern und viel konsumiert und wir als grüne Agentur haben uns ein paar Gedanken darüber gemacht, wie das Schenken zu Weihnachten nachhaltiger werden kann.

Unsere Empfehlungen für die Bescherung

In diesem Kontext frage ich mich gerade, ob der Sitcomheld Barney Stinson mit seiner Devise: „New is always better“ nicht völlig daneben lag. Denn Lena brachte mich erst kürzlich auf die Idee, die Weihnachtswünsche meines Umfeldes nach folgenden Regeln zu erfüllen:

  1. Erst mal schauen, obs das Teil gebraucht gibt.
  2. Bei nachhaltigen Unternehmen kaufen und deren Mission unterstützen.

Klingt eigentlich banal – Ersteres kam für mich als Geschenkoption aber eigentlich nie infrage. Denn ich möchte meinen Liebsten ja etwas Besonderes schenken. Irgendwie habe ich „gebraucht“ als „weniger wert“ abgespeichert. Für mich selbst Gebrauchtes zu kaufen, stört mich komischerweise gar nicht.

Ob Kleidung oder Spielzeug – um nur zwei der Top-5-Geschenke aufzugreifen: Es gibt mittlerweile so viele Wege, nachhaltiger zu konsumieren und Müll und CO2 einzusparen. Denn die Modebranche verursacht Schätzungen zufolge allein 10 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Das ist mehr CO2, als die internationale Luftfahrt und Seeschifffahrt zusammen hervorbringen. [3] Höchste Zeit, etwas daran zu verändern.

Alternativen zum „normalen“ Shoppen gibts zum Glück viele: Man kann beispielsweise Secondhand kaufen oder auf alternative und haltbarere Textilien setzen, wie beispielsweise auf Hanf, die Wunderwaffe für den Klimawandel. Wenn es unbedingt doch etwas Neues sein soll, dann sollte man bitte ein Teil von der langen Liste nachhaltiger Label wählen. Und was ich vor Kurzem noch entdeckt habe: Mittlerweile gibts die Möglichkeit, Kleidung für längere Zeiträume zu mieten. Gemütliche Jeans, ein Frühlingskleid oder ein warmer Pulli gefällig? Dann leihen Sie das gute Stück doch für ein paar Monate oder verschenken Sie den passenden Klamotten-Leih-Gutschein oder gleich das Leih-Abo.

Auch das drittliebste Geschenk macht unserer Welt ganz schön zu schaffen: So landet durch die Spielzeugindustrie verursacht tonnenweise Plastik in der Mülltonne und am Ende in unseren Meeren. Spielwaren liegen mit einem Anteil von 40 % zu Weihnachten weiterhin voll im Trend. Denn was gibt es Schöneres, als in leuchtende Kinderaugen zu schauen? Aber auch hier gilt die neue Devise: Besser als neues Spielzeug sind gebrauchte Spielsachen. Portale wie BuyZoxs und kleine Läden wie MeinespielzeugkisteOnkel Philipp und der Lila-Laune-Shop bieten gebrauchte Produkte an. Alternativ können Sie auch Spielzeug mieten statt kaufen. Von Lego bis Brettspiel – das alles ist mietbar. Es gibt übrigens noch andere Wege: gebrauchtes Spielzeug reparieren, auf nachhaltige Materialien setzen oder den alten Versandkartons neues Leben einhauchen. So werden Pappkartons zu Rennautos, Buden oder Puppentheatern, bevor sie irgendwann recycelt werden.

Und vielleicht muss Schenken auch nicht immer materieller Natur sein. In diesem Jahr probiere ich es mal aus: Ich verschenke meine Zeit. Denn nur weil Martin Luther die Geste des selbstlosen Schenkens dem Heiligen Nikolaus von Myra entriss und sie dem Christkind andichtete, heißt das für mich noch lange nicht, dass die Weihnachtszeit in einer Konsumschlacht enden muss.

Das Schönste an Weihnachten ist doch sowieso das Beisammensein: basteln, gemeinsam kochen, Glühwein trinken, lange graue Winterspaziergänge unternehmen und mal wieder so richtig tief durchatmen. Dafür schenke ich mir und meiner Familie Zeit.

In diesem Sinne: Haben Sie herrliche Weihnachten!

Julia Okon

Julia Okon

Themen wie Gemeinwohl, nachhaltiger Lebensstil und gute Kommunikation liegen der Soziologin sehr am Herzen. Als freie Mitarbeiterin bereichert sie das Team Lindenfeld durch ihre fotografische Expertise, den Blick für gute Sprache und klares Design und nicht zuletzt durch ihr fröhliches Gemüt.