Ein Buch mit der Kraft, ganz Europa zu ändern

Zunächst als ganz privater Leser, aber auch als immer lernbegieriger Werbetexter ziehe ich den Hut vor der einzigartigen Sprache Ferdinand von Schirachs schon lange sehr tief. Aus meiner Sicht schafft es kein anderer zeitgenössischer deutschsprachiger Autor mit einer im besten Sinne einfachen und derart glasklaren Sprache, unfassbar kraftvolle Sätze auf den Punkt zu formulieren.

Mit seinem neuesten Werk „Jeder Mensch“ übertrifft er sich selbst und bringt etwas in die Welt, das Geschichte schreiben könnte. Nicht nur in der Literatur.

Als Europäer und als Umweltschützer kann ich nicht anders, als von Schirachs Initiative zu unterstützen.

Der Jurist Ferdinand von Schirach ist bekannt für seine brillanten Erzählungen, die allesamt komplexe Justizfälle sowie deren Protagonisten sich lebendig und berührend vom Blatt erheben lassen. Nicht obwohl, sondern wahrscheinlich gerade weil er dabei auf alle literarischen Schnörkeleien verzichtet. Dem Autor geht es dabei aus meiner Sicht nicht darum, für Verständnis oder gar Sympathien für seine Hauptpersonen und deren Verhalten zu werben, sondern vielmehr darum, der Frage nach Schuld und deren gerechter Bestrafung eine Perspektive mit angemessener Tiefe zu geben. Er formuliert damit seine Liebeserklärung an den Rechtsstaat an sich und die deutsche Prozessordnung im Besonderen. 

"Jeder Mensch" ist kein weiterer Erfolgsroman, sondern eine neue Charta Europäischer Grundrechte

Das kleine blaue Büchlein, nicht gerade zufällig im Format eines Europäischen Reisepasses, lässt sich durchaus als eine Fortsetzung seiner bisherigen Gedankenkette sehen. Denn auch hier geht es wieder um die Frage: „Worauf hat jeder von uns ein nicht widerrufbares Recht?“ Und darauf logisch folgend um die nächste Frage: „Wie kann ich dieses Recht einklagen?“ Und doch ist „Jeder Mensch“ etwas ganz anderes. Für alle Schirach-Fans überraschend geht es diesmal um kein persönliches Schicksal. Die einzige „Geschichte“, die auf den knapp 30 Seiten erzählt wird, ist ein kurzer Abriss der historischen Entstehung und Anwendung von Menschenrechtserklärungen, die wir alle kennen, und auf die wir uns auch heute immer wieder berufen. Spannend daran ist, dass sofort deutlich wird, wie wenig die Verfasser und Unterzeichner dieser Grundrechte in ihrer Zeit selbst danach gelebt haben und wie wenig einklagbar diese so selbstverständlich klingenden Rechte damals tatsächlich waren. Von Schirach hält deshalb fest: „Die großen Manifeste der Menschheit verlangten eine Ordnung der Gesellschaft, die es noch nicht gab. Es waren Utopien.“

Und genau hier kommt das explosive Neue an Ferdinand von Schirachs Werk ins Spiel: In Abstimmung mit weiteren renommierten Juristinnen und Rechtswissenschaftlerinnen formuliert der Berliner Erfolgsautor sechs Europäische Grundrechte unserer Zeit. Nicht als Fiktion, sondern als neue Utopie. Mit dem faszinierenden und für mich geradezu elektrisierenden Ziel, diese Utopie noch zu seinen Lebzeiten zu einem vor europäischen Gerichten einklagbaren Recht zu machen. Und zwar für jeden Menschen – daher der Buchtitel. Warum ist eine solche neue Charta so dringend nötig? Weil die Verfasser der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung 1776 und die der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte 1789 unsere heutigen Herausforderungen noch nicht kennen konnten: Klimawandel, Globalisierung und Digitalisierung.

Den Kern des Buchs, die eigentlich Charta, gebe ich hier in wörtlicher Abschrift wieder:

Wir, die Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union, erachten die nachfolgenden Grundrechte in Ergänzung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, der Europäischen Menschenrechtskonvention, der Charta der Grundrechte der Europäischen Union und der Verfassungen ihrer Mitgliedsstaaten als selbstverständlich:

Artikel 1 – Umwelt

Jeder Mensch hat das Recht, in einer gesunden und geschützten Umwelt zu leben.

Artikel 2 – Digitale Selbstbestimmung

Jeder Mensch hat das Recht auf digitale Selbstbestimmung. Die Ausforschung oder Manipulation von Menschen ist verboten.

Artikel 3 – Künstliche Intelligenz

Jeder Mensch hat das Recht, dass ihn belastende Algorithmen transparent, überprüfbar und fair sind. Wesentliche Entscheidungen muss ein Mensch treffen.

Artikel 4 – Wahrheit

Jeder Mensch hat das Recht, dass Äußerungen von Amtsträgern der Wahrheit entsprechen.

Artikel 5 – Globalisierung

Jeder Mensch hat das Recht, dass ihm nur solche Waren und Dienstleistungen angeboten werden, die unter Wahrung der universellen Menschenrechte hergestellt und erbracht werden.

Artikel 6 – Grundrechtsklage

Jeder Mensch kann wegen systematischer Verletzungen dieser Charta Grundrechtsklage vor den Europäischen Gerichten erheben.

Das Buch

„Jeder Mensch“ ist erschienen im Verlag Luchterhand  und ist auch als E-Book erhältlich. Die gebundene Ausgabe kostet im Buchhandel 5,- Euro. Der Erlös fließt zu 100 % in die Stiftung Jeder Mensch e.V., deren einziges Ziel die Durchsetzung der oben genannten Grundrechte ist. Unser Tipp: Jetzt gleich beim nachhaltigen Online-Händler Buch7.de bestellen.

Die Initiative

Auf der Initiativen-Plattform jeder-mensch.eu finden sich weiterführende Informationen zum aktuellen Stand der Kampagne, prominente Stimmen zur Initiative, ein ausführlicher Pressespiegel sowie juristische Kommentare zur Charta.